Newsletter Indien: Mit interkulturellem Wissen zum Geschäftserfolg

In dieser Ausgabe des Indien-Newsletter erfahren Sie Neuigkeiten über die Visabestimmungen in Indien, dass in Bangalore die Lebensqualität am höchsten ist und viele weitere spannende Themen.
Gute Nachrichten für Touristen – Indien lockert seine Visabestimmungen
Die indische Regierung hat die seit vier Jahren geltenden Bestimmungen für Touristen-Visa gelockert. Wie das Innenministerium am Dienstag mitteilte, sei die Regelung, nach der zwischen Indienreisen ein Zeitraum von mindestens zwei Monaten liegen musste, aufgehoben worden. Die Regelung war eingeführt worden, nachdem herauskam, dass einer der Attentäter von Mumbai mit einem Visum mehrfach nach Indien eingereist war, um die Anschläge zu planen. Bei den Attentaten waren im November 2008 insgesamt 166 Menschen getötet worden. Die 2-Monats- Regelung erschwerte die Reiseplanung für Touristen, die von Indien aus einen Abstecher z.B. nach Nepal, Sri Lanka oder auf die Malediven machen wollten. Die Abschaffung dieses temporären Einreisverbots wird Indien als Tourismusziel gut tun.
Bangalore – In Bangalore ist die Lebensqualität am höchsten
Laut einer Studie der internationalen Unternehmensberatung Mercer ist Indiens Technologiestandort Bangalore diejenige indische Stadt, die ihren Bewohnern die höchste Lebensqualität bietet. Damit hat die Millionenstadt im südindischen Staat Karnataka die Hauptstadt Neu Delhi sowie die Finanzmetropole Mumbai auf die hinteren Ränge verwiesen. Bei dem Ranking wurde der Qualität internationaler Schulen ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt, denn in Sachen Infrastruktur schnitten Mumbai, Kalkutta, Delhi und Chennai besser ab. Im internationalen Vergleich, bei dem Wien, Zürich, Auckland und München die Top-Standorte darstellen, rangiert Bangalore nur auf Platz 139. Innerhalb Indiens jedoch besticht das "Rentnerparadies Bengaluru" nicht nur durch seine Parkanlagen und den Botanischen Garten "Lal Bagh" sowie durch sein angenehmes Klima. Auch in Sachen Kriminalitätsrate und medizinischer Versorgung konnte der IT-Hub punkten. Hintergrund der Studie war es, den entsendenden Unternehmen Maßgaben zur Kompensation ihrer Expatriates an die Hand zu geben.
Kaum Besserung in Sicht – Transparency International gibt den neuen Korruptionsindex heraus
Auch im diesjährigen Korruptionsindex ("Corruption perception index" ) von Transparency International (TI) konnte Indien keine deutlichen Verbesserungen zum Vorjahr verzeichnen. Zwar steigerte sich das Ranking Indiens unter den 176 bewerteten Ländern vom Platz 95 auf den Platz 94. Jedoch betont TI, dies läge ausschließlich an einer neuen Art der Berechnung des Index und gäbe somit keinen Anlass zur Freude. Seit dem Jahr 2007, wo Indien noch den Platz 72 belegte, hat sich die Situation offenbar kontinuierlich verschlechtert. Somit liegt der Subkontinent auch deutlich hinter China, das den Platz 80 innehat. Einziger Trost mag es für Indien sein, dass seine Nachbarstaaten Afghanistan und Myanmar sogar noch schlechter dastehen. Für die vielen Millionen Inder, die unter dieser Geißel tagtäglich leiden müssen, ist dies aber wohl nur ein schwacher Trost.
Freie Bahn – für ausländische Einzelhändler
Ein jahrelanger Streit scheint sich nun endlich dem Ende zuzuneigen: das indische Parlament hat mit seiner Entscheidung, den indischen Markt für den ausländischen Einzelhandel zu öffnen, den Weg für Walmart, Tesco, Carrefour und Konsorten frei gemacht. Dieser Weg jedoch wurde begleitet von erbitterten Debatten im Parlament, von heftigen Protesten diverser Interessengruppen sowie von Existenzängsten der Klein- und Zwischenhändler. Während die indische Regierung ausländische Supermarktketten ins Land lassen möchte, fürchten viele um die Existenzgrundlage der "kirana" Stores, also der kleinen "Tante Emma-Läden" in der Nachbarschaft.
Die zehn Parteien umfassende Regierungskoalition unter Führung von Premierminister Manmohan Singh (siehe Foto) von der Kongress-Partei hat bereits ein Dekret zur Marktöffnung in Kraft gesetzt. Am Mittwoch gewann sie dann auch noch die symbolisch wichtige Abstimmung im Unterhaus. Selbst bei einer Niederlage im Oberhaus in den kommenden Tagen könnte sie höchstens gezwungen sein, ihren Beschluss zu überdenken. Letztlich bleibt es aber den Bundesstaaten überlassen, ob sie ausländische Supermarktketten erlauben wollen.
Die indische Regierung möchte mit der Marktöffnung die lahmende Wirtschaft ankurbeln. Daneben hat sie weitere schlagkräftige Argumente: "30 bis 35 Prozent unserer Landwirtschaftsprodukte verderben wegen der schlechten Infrastruktur", erklärte Handelsminister Anand Sharma. Ausländische Supermärkte könnten dem stark segmentierten Zwischenhandel mit zum Teil bis zu sieben Stationen zwischen Erzeugern und Verkäufern ein Ende bereiten. So würden nicht nur die Endkonsumenten von kostengünstigeren Lebensmitteln profitieren. Auch die Bauern könnten höhere Preise erzielen. Und dem Schwund der Lebensmittel könnte durch moderne Kühlfahrzeuge und dergleichen der Garaus gemacht werden. Dagegen argumentieren die Kritiker von links sowie rechts, die nicht nur die Existenz kleiner Anbieter in Gefahr wähnen, sondern auch die Artenvielfalt der landwirtschaftlichen Produktion durch stärkere Industrialisierung schwinden sehen.
Man schätzt, dass Indiens Einzelhandelsumsatz bis 2017 auf 275 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Ob auf diesem Weg tatsächlich die "kleinen Leute" angesichts des übermächtigen Goliath das Nachsehen haben werden, oder ob sich, wie so oft in Indien, an den traditionellen Strukturen und Loyalitäten letztlich doch nicht gar so viel ändert, bleibt abzuwarten.
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